Malching sehnt sich nach einer neuen Mitte
Dorferneuerung: Startschuss für ein Projekt, auf das die Bürger zehn Jahre warten mussten
Malching. Zehn Jahre lang haben die Malchinger auf diesen Moment gewartet – am Mittwoch ist der Startschuss für die Dorferneuerung gefallen. Der Eifer in der Bevölkerung ist groß, das Tempo in den Arbeitskreisen enorm. Trotzdem mahnte Josef Reidl, leitender BaudirektoramAmt für ländliche Entwicklung, Geduld an: „Das wird schon ein bisserl dauern, bis wir die Ortsmitte mit der Durchgangsstraße hier zu einem dörflichen Lebensraum umgebaut haben.“
Erster Antrag vor zehn Jahren
Es ist die alte B 12, die eine Dorferneuerung so viele Jahre verhindert hat - und jetzt alles möglich macht. Vor zehn Jahren, erinnert Baudirektor Josef Reidl, hatten die Malchinger nämlich schon einmal einen Antrag beim Amt für ländliche Entwicklung gestellt. Damals rauschten noch mehrere tausend Fahrzeuge täglich auf der Bundesstraße durch den Ort. „Doch ohne eine verkehrsberuhigte Dorfstraße hätte eine Dorferneuerung wenig Sinn gehabt“, so Reidl.
Im Oktober 2009 änderte sich das: Die Malchinger Ortsumfahrung wurde eingeweiht, statt 8000 Fahrzeugen sind es seitdemweniger als 1000, die täglich die Dorfmitte durchfahren. Bereits kurz nach Eröffnung der Ortsumfahrung am 23. Oktober gründeten sich die ersten Arbeitskreise, die Wünsche der Malchinger wurden auf einer Info- Veranstaltung gesammelt und auf die Bereiche Lebensraum, Kulturraum und Gestaltungsraum aufgeteilt.
Das Engagement ist beispiellos, wie Baudirektor Reidl anerkennend feststellte: „Herz einer Dorferneuerung ist ja, dass sich die Bürger an der Gestaltung ihrer Heimat beteiligen. Das ist hier mehr als gegeben, sogar der Wirt hat heute extra für uns am Ruhetag geöffnet. Das ist schon fast sinnbildhaft“, bemerkte er mit einem Schmunzeln.
„Tor zum schönsten Landkreis Bayerns“
Die Sehnsucht nach einer neuen Mitte ist groß: „Die B 12 hat schließlich viele Jahre lang unser Dorf durchtrennt. Jetzt wollen wir wieder einen Dorfmittelpunkt haben“, verdeutlichte Bürgermeister Georg Hofer. Schließlich solle Malching - „wenn ich Landrat Franz Meyer zitieren darf“ - seinem Ruf gerecht werden, „das Eingangstor zum schönsten Landkreis Bayerns“ zu sein. Auch wenn die finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde auf dem Weg dorthin begrenzt sind. „Wir hoffen da auf das Amt für ländliche Entwicklung und den Landkreis“, so Hofer.
Diese beiden tun ihr Möglichstes, Malching bald zu einem lebenswerten Dorf zu machen. Im Dezember wird es ein Seminar für die Beteiligten in den Arbeitskreisen geben, nach Planerauswahl und Leitbild-Erarbeitung kann im nächsten Jahr, so schätzt Reidl, das Dorferneuerungsverfahren ganz offiziell eingeleitet werden. Mit der guten Vorarbeit, lobte Landrat Franz Meyer das Engagement der Bürger, habe man das Fundament geschaffen, auf dem sich das Haus Dorferneuerung aufbauen könne. „Die Begeisterung hier ist spürbar“, freute sich der Landrat, der zusicherte, nach erfolgreichem Umbau der Dorfmitte der altenB 12 und jetzigen Kreisstraße eine neue Deckschicht zu spendieren.
Vieles wird sich verändern, wenn die Dorferneuerung erst einmal in Gang gekommen ist. Doch wichtig ist Baudirektor Reidl auch, sich bewusst zu werden, was man an Malching eigentlich hat. Zum Beispiel „eine grandiose Dorfarchitektur. Ich war fast erschlagen, im positiven Sinne, als ich die Häuser und Gebäude hier gesehen habe“, schwärmt Reidl.
Bereits 1824 trennte eine Straße den Ort
Nicht gezögert habe man deshalb, als das Landesamt für Denkmalpflege die Erstellung eines denkmalpflegerischen Erhebungsbogens mit über 80 Prozent Förderung angeboten hat. Den hat Geograph Sebastian Maier erstellt, am Mittwoch stellte er die Erkenntnisse daraus in Auszügen vor. Die Besucher erfuhren, dass bereits 1824 eine Straße den Ort trennte, damals diente die „Chaussee“ als Verbindung von München über Passau nach Wien. 748 erstmals erwähnt ist Malching, so Maier, „einer der ältesten Orte Bayerns“, der Begriff „Dorf“ treffe nicht annähernd den Charakter des Ortes, „Malching erscheint eher als Markt, wenn man sich die dichte Bebauung ansieht.“ Historische Gebäude im Jugendstil, Blockbauten im bäuerlichen Stil, dazu symmetrische Sonderbauten mit Walmdach. Viele verschiedene Baustile finden sich hier wieder - das ist erhaltenswert, findet Maier.
Jedoch, und da waren sich die Sprecher der drei Arbeitskreise, Robert Friedl, Albert Schätz und Willi Kreileder einig, ist Dorferneuerung „mehr als nur Sanieren der Gebäude. Sie betrifft das ganze dörfliche Leben“. Das voran zu bringen, daran will ganz Malching mitarbeiten. Um, wie es MdL Walter Taubeneder in seinem Schlusswort feststellte, „Lebensqualität zu schaffen, und den Ort dabei weiter zu entwickeln“.
Foto und Text: Doris Altmannsberger